«Neue Heimat Zug» heisst ein Verein, der am Freitag gegründet wird. Trotz der Begrüssungsrede eines SP-Kantonsrats wird ihm SVP-Nähe vorgeworfen.
Am Freitag wird im Gotischen Saal des Zuger Ratshauses der Verein «Neue Heimat Zug» gegründet. Dies nach dem Vorbild der Arbeitsgruppe «Neue Heimat», die von der Luzerner SVP-Nationalrätin Yvette Estermann vor drei Jahren aus der Taufe gehoben wurde. Die Begrüssungsrede hält SP-Kantonsrat und Ratspräsident Hubert Schuler. Zugs Initiant und Gründungspräsident ist Niko Trlin (siehe Box), der als schweizerisch- kroatischer Doppelbürger die konservativen Grundsätze der Schweiz hochhält. Er will mit dem Verein die Wertschätzung, Akzeptanz und Anerkennung der grossen Mehrheit der in der Schweiz lebenden Leute mit Migrationshintergrund fördern, die die Gesetze und Werte des Landes respektieren, wie er sagt.
Niko Trlin, liest man die Ziele Ihres Vereins, geht es offenbar darum, den zum Teil ramponierten Ruf der Ausländer zu korrigieren. Oder ist das nur ein Vorwand?
Nein, absolut nicht. Es ist tatsächlich so, dass der Ruf von uns Migranten wiederhergestellt werden muss.
Warum denn das?
Weil oftmals alle Ausländer oder Schweizer mit Migrationshintergrund in den gleichen Topf geworfen werden. Und das ist einfach nicht richtig. Denn nur wenige fallen negativ auf. Der Erfolg der Schweiz baut massgebend auf fleissigen Migranten auf, die zum Teil absolute Höchstleistungen erbringen. Deren Einsatz wird zu wenig wertgeschätzt und anerkannt. Das kann dazu führen, dass ihre Motivation sinkt.
Haben denn Schweizer tatsächlich eine negative Einstellung zu Ausländern?
Nur wenige – aber ja, die gibts. In jedem Land, in dem deren Einwohner zusehen müssen, wie ihre Werte mit Füssen getreten werden, wird irgendwann nach Schuldigen gesucht. Verursacher und Schuldige sind oft Ausländer, die die Werte der Schweiz nicht respektieren. Dabei leidet auch der ganz grosse Teil derer, die hier bestens integriert sind. Weil man keine Zeit hat, jeden zu analysieren, wird pauschalisiert. Die Medien und auch Parteien unterstützen dies. Die Gesetze müssen den neuen Herausforderungen angepasst werden und die Ausländer vermehrt als Bestandteil der Zukunft betrachtet werden.
Viele Ausländer fühlen sich also in der Schweiz nicht zu Hause?
Genau. Jeder Mensch ist stolz auf seine Herkunft und wird es auch immer bleiben. Auch wenn er unter einem Olivenbaum geboren wurde. Es geht nicht darum, die eigene Herkunft zu verleugnen. Wer es versteht, den Menschen zu loben, wird mehr zurückbekommen als der, der nur seine negativen Aspekte hervorhebt. Menschen sind bereit, für Anerkennung, Ideale und Wertschätzung zu sterben. Es ist auch wissenschaftlich erwiesen, dass Angestellte bereit sind, auf einen Teil ihres Lohnes zu verzichten, wenn sie dafür mehr Anerkennung für ihre Arbeit und ihre Person bekommen. Der Mensch ist hungrig nach Anerkennung.
Aber Ausländer werden öfter straffällig. Warum?
Die Gesetze in der Schweiz sind teilweise zu lasch oder werden nicht durchgesetzt. Für Ausländer, die in die Schweiz kommen, ist das schwierig. Die bräuchten eine härtere Hand, man müsste sie konsequenter anpacken. Denn Kuscheljustiz und Wohlfühlstrafen sind Gift für sie. Und das ist ganz klar ein politisches Problem. Denn Letztere muss dafür sorgen, dass die Migranten für ihr Verhalten verantwortlich gemacht werden und sich integrieren. Dabei geht es im Übrigen immer nur um einen kleinen Anteil, denn die meisten Ausländer verhalten sich tadellos. Das hört sich stark nach SVP an.
Sind Sie SVP-Mitglied?
Ja.
Ihr Verein soll aber politisch neutral sein. Nun sind Estermann und Sie SVP-Mitglieder. Macht das die «Neue Heimat Zug» nicht unglaubwürdig?
Nein, absolut nicht. Die SVP-Mitglieder stehen zusammen mit den anderen bürgerlichen Mitgliedern der FDP, CVP und der BDP für die Werte der Schweiz ein. Und davon profitieren wir Schweizer, aber auch die Ausländer und Expats, die hier für unser aller Wohlstand arbeiten.
Sie sind schweizerisch-kroatischer Doppelbürger. Warum geben Sie den kroatischen Pass nicht ab?
Darüber habe ich ehrlicherweise noch nie nachgedacht. Klar ist aber, dass es keine Rolle spielt, was für einen Pass man besitzt. Vielmehr ist es wichtig, die Gesetze des Staates zu kennen und zu respektieren, in dem man lebt.
Können auch SP-Mitglieder oder Grüne bei «Neue Heimat Zug» Mitglied werden?
Selbstverständlich – wir sind tolerant. Unsere Türen sind für alle offen, die sich mehr oder weniger mit unserem Leitbild identifizieren. Das Leitbild ähnelt aber doch sehr der Blocherpartei. Zufall? Wer die Entwicklung der Welt und speziell die von Europa beobachtet, sieht: Unsere Anliegen haben nur wenig mit Parteipolitik zu tun. Wir stehen für Werte ein, die andere Länder nie hatten oder nicht mehr haben.